Auszüge aus meinen Kurzgeschichten


Mit großem Respekt beuge ich mich vor den Meistern, die Romane schreiben können. Aber mein Genre ist viel einfacher, es heißt, Kurzgeschichten, in denen es einfache Sätze und eine angenehme Poesie gibt.

Kurzgeschichte 5   Wassertropfen

… Der Wasserfall endete im tiefen Ozean, im tiefen Blau. << Ich habe lange Zeit das Blau im Himmel studiert, nicht nur im hellen Licht, auch im Dunkeln. Das hier hatte mir gefehlt. Es ist so schön, dass ich es mit dir erleben darf. Wer weiß, vielleicht erleben wir auch Dinge, die unser Leben so bereichern würden. >> << Weißt du, worauf wir uns befinden>> , fragte er sie. Sie antwortete kurz, << Nein, woher soll ich das wissen? >> << Guck mal nach unten >> , sagte er, << Guck mal, was von unten auf uns zukommt ? >>, Sie guckte nach unten und sah ein sehr großes aber wirklich sehr großes Wesen, ein Koloss, das seelenruhig aus der Tiefe auf sie zukam. Es hatte so eine friedliche Ausstrahlung, dass sie nicht mal Angst bekam. Es war ein unheimlich großer transparenter Blauwal, der aber auch lila leuchtete. << Willkommen meine Freunde, willkommen in meinem Reich, willkommen im Reich des Blaus. Das könnt ihr euch nicht vorstellen, wie sehr ich mich über euren Besuch freue. Es ist schön, dass ihr da seid.>> << Und ich hoffe, dass ihr mich auch bei meiner wichtigsten Reise begleiten werdet! >> Die schöne Frau guckte skeptisch den schönen Mann an, << Was meint der Blauwal damit? >> << Was der Blauwal damit meint, kann ich dir etwas zeigen? >>, fragte er. << Er ist ein weiblicher Wal, guck mal in ihren Bauch, du wirst dort das Wunder sehen.>> Sie guckte genau hin und sah das Wunder: es war ein kleines winziges Walbaby. Sie schrie sofort, << Oh mein Gott, es ist so schön, so schnuckelig, ja, ja, natürlich werden wir dich bei deiner Reise begleiten, sehr gerne sogar. >> Der schöne Mann war so stolz auf sie und hielt ihre Hand fester. Unterwegs erzählte die Walmutter wunderschöne Geschichten, über das Blau, über den Ozean, vor allem über die Geheimnisse der Tiefe, vor der wir, Menschen, große Angst haben, uns zu ihr anzunähern, nicht mal vom Rande hinunterzuschauen, sogar mit unseren bloßen Händen hineinzutauchen. …

Kurzgeschichte 7   Rodin

… Er spürte es am ganzen Körper, er hatte das Gefühl, sein Gehirn würde auseinander brechen. Er sah vor seinen Augen wieder Tausende von Bildern, aber diesmal blieben die Bilder in der Luft entweder stehen oder schweben. Er könnte jedes Bild untersuchen, jedes Bild streicheln, hin und her ziehen, nach jeder Berührung eines Bildes verwandelte es sich in eine Statue. Er sah auch noch etwas, was eigentlich entweder göttlich oder engelhaft oder außerirdisch sein müsste. Es könnte nicht von dieser Welt sein. Er rieb sich noch mal, noch mal die Augen. Zwei Gestalten aus Lichtern bildeten sich über den beiden. Als ein großer Meister sah er schon mehrere Male die Form, die Linien, die Konturen der Leidenschaft. Der große Meister sah aber zum ersten Mal in seinem Leben die vollkommene Leidenschaft, die diese zwei wunderschönen Menschen gemeinsam ausstrahlten. Zum ersten Mal erfuhr er, wie die vollkommene Leidenschaft im Freien auf der Erde aussehen kann. Er war so nah zum Umfallen. Er war so nah zum in Ohnmacht Fallen. Er setzte sich zurück, auf die Bank und hielt sich fest an dem Griff. …